Genusslauf 2024 - Zebras und andere Tiere

Offener Zoo

Fast hätte man meinen können, ein benachbarter Zoo oder Zirkus hätte seine Pforten geöffnet - eine solche Artenvielfalt an Tieren machte sich am Sonntag, 28. April, in den Müllheimer Eichwald auf. Dieser war bislang mehr durch seine Wildschweine bekannt. Doch bei all den Zebras, Giraffen, zebrafangenden Tigern und Wolpertingern handelte es sich um regulär angemeldete Teilnehmende vom 22. Genusslauf in Müllheim mit dem Motto "Zebras und andere Tiere". Das erklärt natürlich auch den Besuch verschiedener Markgräfler Weinbergschnecken!

1250 Teilnehmende – Genuss und Geselligkeit als Konzept

Ein überaus gelungener Genusslauf 2024 ging am Sonntagabend mit einem würdigen Menü beim abschließenden Markt der Genüsse zu Ende. Mit gut 1100 gestarteten Läufer*innen und zusätzlich 150 Kindern beim Lauf «Jag das Wildschwein» gab es erneut eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Nur in den drei Jahren vor Corona waren knapp 100 Starter*innen mehr gemeldet. Der Genusslauf in Müllheim ist weiter der einzige deutsche Lauf, der Mitglied der illustren Laufserie der «Challenge de la Convivialité» mit 21 überwiegend französischen Läufen, etwa im Médoc, Beaujolais, Cognac oder Chablis ist – also meistens in schönen Weinregionen. Feiern, Verkleiden und das Genießen, auch von weinhaltigen Getränken, sind hier zentrale Säulen des Konzepts.

Degustationslauf und Pasta-Party

Bereits am Vortag führte der traditionsreiche, gemütliche Degustationslauf nach Schliengen ins Weingut Blankenhorn. Aufgrund des weiten Wegs setzte ein vereinsinterner Shuttle-Service alle Läufer*innen auf halbem Weg in den Reben oberhalb von Auggen aus. Nach einem ausgiebigen Sektempfang mit Nusszopf mussten nur noch gut 5 km, meist leicht bergab, zurückgelegt werden. Paulina Sommerhalter, Mitarbeiterin des Weinguts Blankenhorn, führte durch die neuen Kellerräume und bot mit sympathisch vermittelten Infos eine wunderbare Weinprobe an. Nach der Rückfahrt in Taxis begann schon bald die abendliche Pasta-Party in der Stadiongaststätte. Im Anschluss an intensives Carbo-Loading mit einer großen Auswahl an Nudelgerichten zeigten viele Läufer*innen, was auch tänzerisch in ihnen steckt. Sogar die französischen Freunde, extra aus dem Beaujolais angereist, hielten gut mit!

Der Renntag

In intensiver Arbeit – glücklicherweise ist unser Vereinschef Logistiker – bauten emsige Helfer*innen alle Zelte und Bühnen, Start und Zieleinlauf, Stände und Sitzgelegenheiten vorweg auf. Andere präparierten und kennzeichneten die Strecke. 120 ehrenamtliche Helfende trugen insgesamt zum Gelingen des Lauf-Events bei. Und natürlich unsere seit Jahren treuen und großzügigen Sponsoren, ohne die wir einpacken könnten! Der innere Kern von ca. 10 Genusslauf-Macher*innen ist das ganze Jahr über phasenweise intensiv mit Vorbereitungen beschäftigt!

Zebras und andere Tiere

Nachdem 149 Kinder sich auf die Laufjagd nach dem Vereins-Wildschwein gemacht hatten – immer wieder ein riesiger Spaß – begann auch schon die Show der vielen Kostümierten. Zum Motto «Zebras und andere Tiere» kamen zahlreiche originelle Ideen auf, die teils mit gewaltigem Aufwand umgesetzt wurden. Neben erstaunlich vielen «Zebras...» oder schwarz-weiß gestreiften Sträflingen setzten viele den Akzent eher auf «...andere Tiere»! So hatte etwa die alljährlich mit großartigen Ideen auftrumpfende Mon-Devoir-Gruppe, die Spenden für ihre Schule in Westafrika sammelt, eine ganz besondere Idee: Die Rettung tierischer Schimpfwörter auf einer Anti-Arche. So versammelten sich Dreckspatzen, Schnapsdrosseln und Bordsteinschwalben – angeführt von einem Galgenvogel – und vereinigten sich mit Elefanten-im-Porzellanladen, Muskelkatern und Wollmäusen. Kein Wunder, dass sie später den 1. Platz belegten. Auch die Traditionsgruppe der Nürnberger Granatäpfel trumpfte mit zebragestreiften Knackis, die Trump und Putin darstellten, auf. Neben vielen anderen tollen Ideen. Originalität und Spaß waren riesig, der Unterhaltungswert für Zuschauer und Laufkolleginnen groß. Bei den Präsentationen auf der Bühne waren teils genial durchorchestrierte Showeinlagen zu bestaunen – entsprechend unumstritten war die Preisvergabe: Mon Devoir Platz 1, Vorjahressiegergruppe Granatäpfel auf 2 und die Nonitas-Pinguine auf 3. In der Einzelwertung gewann einmal mehr Yannick als zebrajagender und am Ende -verschlingender Tiger. Zweiter wurde der Bremer Stadtmusikant Dennis vor Fridolin, der Giraffe.

Gedenken an Linde

Eine Gedenkminute wurde für Christof Lindenbeck eingelegt – die gerade eingetroffenen Marathoni die Jahr für Jahr ökologisch perfekt per pedes 42.2km und 1000 Höhenmeter von Freiburg aus zurücklegen – baten darum. Der umtriebige Initiator dieser Mon-Devoir-Marathon-Laufserie (er organisierte mehr als 200 Charity-Marathons zugunsten der Schule in Togo) und begeisterte und bekennende Genussläufer aus Freiburg, der noch im vergangenen Jahr wie immer auf der Bühne in Müllheim sein Spendenprojekt vorstellte, ist im März mit 61 Jahren verstorben. Ihm zu Ehren wurde von der Laufgruppe des Vereins eine Linde – das war sein Spitzname – in einem Wagen über die Strecke gezogen. Für diese wird noch ein fester Ort zum Einpflanzen entlang der Strecke gesucht. Tipps sind willkommen.

Prominente Bühne

Eröffnet wurde der Lauf mit Grußworten vom Vereinsvorsitzenden Niels Tröger und kurzen Ansprachen von Bürgermeister Martin Löffler, der selbst mitlief, sowie Vereins-Mitgründer und MdB Christoph Hoffmann. Die Stimmung vor dem Start war prickelnd – vor allem beim mit über 800 Starter*innen toll besetzten Viertelemarathon schwappte La Ola mehrfach von vorne bis hinten durch das gesamte Feld – ein wunderbarer Anblick.

Streckenrekord des schönsten deutschen Halbmarathons geknackt!

Sportlich herrschten ideale Bedingungen. Nach den eisigen winterlichen Bedingungen der Vortage freuten sich alle über eher niedrige frühlingshafte Temperaturen (ca. 18 Grad), die Sonne hielt sich weitgehend bedeckt und mehr als ein paar Tropfen Regen fielen nicht vom Himmel. Kein Wunder also, dass gerade beim Halbmarathon gute Zeiten möglich waren. Fritz Koch, der laut eigener Aussage beim Start aufmerksam zuhörte, als unser Stadionsprecher die Jahrzehnte alte Bestzeit von Hartwig Potthin aus dem Jahr 2003 – 1:10:10 – in Erinnerung rief, realisierte unterwegs plötzlich, dass an diesem Tag alles möglich war. Und tatsächlich schaffte er es, als erster in 24 Genusslaufjahren (coronabedingt mit nur 22 Läufen), mit 1:09:36 die Schallmauer von 1:10 zu durchbrechen. Damit war Fritz mehr als 3 Minuten schneller als bei seinem schnellsten Genusslauf 2019 und zudem der erste, der 7 Mal in Folge den Lauf gewann, Chapeau! Bemerkenswert war ebenfalls, dass der schon weit über 50-jährige Nouredine Kechad, seit 2006 Streckenrekordhalter beim Viertelemarathon ( 36:05), mit 1:17:31 als Zweiter beim Halbmarathon einlief.

In seinem erweiterten Windschatten lief Stefanie Doll, die am Renntag noch nachgemeldet hatte, in 1:20:25 als stolze Laufdritte die zweitbeste je gelaufene Zeit bei den Frauen. Die Bestzeit von 1:18:30 hält die Schwester von Olympiasieger Beni Doll natürlich seit 2019 selbst. Ach ja, und ihren inzwischen vom Leistungssport zurückgetretenen Bruder will sie möglichst im nächsten Jahr gleich mitbringen. Beide Spitzenathleten betonten im Interview, dass sie unseren Lauf lieben und ganz sicher wieder antreten werden!

Gute Zeiten liefen auch die Siegerin und Titelverteidigerin beim Viertelemarathon über 10.5km, Bianka Glatt, mit 46:51 und Manuel Brucker als Sieger mit 38:16.

Tolle Feedbacks

Die Stimmung rund um den Lauf war prächtig – zahlreiche erfreuliche und motivierende Rückmeldungen erreichten die Veranstalter bereits, nicht nur von den bereits zitierten Spitzenathlet*innen. Insbesondere wurden die hervorragende Organisation, der reibungslose und lockere Ablauf, die äußerst pittoreske Strecke und die ausgezeichnete Verpflegung hervorgehoben. Sportlich, genusstechnisch und hoffentlich auch wirtschaftlich fällt das Resümee des 22. Genusslaufs überaus positiv aus. Am letzten April-Wochenende 2025 wird ganz sicher die 23. Auflage stattfinden, das sind wir Euch schuldig, liebe Lauffreunde! Wir hoffen Ihr kommt wieder und teilt Eure Eindrücke gerne gleich Euren Freunden mit!

Albrecht Schönbucher, Medienverantwortlicher Genusslauf

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